Kinder sind die echten Experten

Wie können Kinder eingebunden werden? Thema des zweiten Workshops. Foto: Gerd Metzner

Wie können Kinder eingebunden werden? Thema des zweiten Workshops. Foto: Gerd Metzner

Sie ziehen als Reporter los, stellen die Fragen, die sie interessieren, und schreiben über Themen, die ihnen wichtig sind. Kinder wissen selbst am besten, was Sie in der Zeitung lesen oder im Radio hören wollen.
So ging es im zweiten Workshop „Mitmachen und mitmischen: Kinder sind die echten Experten“ um die zahlreichen Möglichkeiten der Partizipation.

Drei Referenten stellten Angebote für Kinder von Kindern vor. Den Anfang machte Kai Frohner, Leiter des Kinderfunks im Bayerischen Rundfunk. Seit 14 Jahren mache er bereits Radio für Kinder, und langweilig sei ihm dabei nie, versicherte er. Im Jahr 2000 startete er mit der wöchentlich erscheinenden Kindernachrichtensendung Klaro, die sich vor allem an Grundschulkinder richte. Eine Besonderheit dieser Altersgruppe sei die hohe Fluktuation. Die Kinder wüchsen relativ schnell heraus, und so hätte man immer wieder neue Kindergenerationen als Zuhörer.

Klaro – keine „Feigenblatt Kindersendung“

Die Sendung entsteht in Zusammenarbeit der Nachrichtenredaktion für Erwachsene und den Kinder-und Jugendreportern. Doch anders als bei anderen Kindermedienangeboten, bei denen die gesamte Konzeption und Kreation in Händen von Erwachsenen liege und am Ende nur das „Feigenblatt Kindersendung“ durch einen jungen Moderator darübergestülpt würde, sollen hier die Kinder selbst die Sendungsmacher sein, unterstrich Frohner. Die Redakteure gingen in die Schulen Bayerns und beauftragten ganze Schulklassen mit der Konzeption einer Sendung. „Sie wählen die Themen und recherchieren selbst“, betonte er. Mitunter würden dabei Themen vorgeschlagen, auf die die Redakteure nicht gekommen wären, wie etwa der Fall des 14-jährigen Jungen, der ein Auto klaute und damit nach Holland fuhr, oder ein Interview mit dem Weltmeister im Pfahlsitzen. Die Kinder stellen ihre Fragen, die in Folge im O-Ton einem Experten oder Interviewpartner vorgespielt würden, der darauf antworte.

Frohner merkte an, dass der Zeitaufwand für die Redakteure dennoch recht hoch sei. Rund zwei Tage seien zwei Redakteure für die wöchentliche Achtminuten- Sendung im Einsatz. Einen weiteren interessanten Punkt stellte Frohner heraus, indem er darauf hinwies, dass Nachrichtenthemen in Kindermedien bedeutend langlebiger seien als bei den Erwachsenen. Kinder würden es mögen, ein Thema von allen Seiten zu beleuchten.

Kinderreporter bei der Heilbronner Stimme

Der nächste Vortrag kam von Fiona Drewnitzky, Projektredakteurin für Kinder und Jugend bei der Heilbronner Stimme. Sie berichtete aus ihrer täglichen Arbeit mit Kinderreportern und legte dar, was diese so besonders macht und was dabei auch zu beachten sei. Sie betonte, dass beinahe alle Angebote für Kinder bei der Heilbronner Stimme, die Kinder direkt einbeziehen würden. Es gäbe für Kinder zahlreiche Möglichkeiten sich einzubringen, etwa auf der Kinderseite, bei Schreibwettbewerben, Kinder-Pressekonferenzen mit Prominenten oder einmal im Jahr die Titelseite am Weltkindertag.

Drewnitzky stellte verschiedene Kinderreporter und deren Beweggründe mitzumachen vor. Das Beispiel vom zehnjährigen David, der schon mehrere eigene Zeitungen veröffentlicht und Nachrichtenportale herausgebracht hat, brachte die Zuhörer zum Schmunzeln. Für die Kinderstimme werden sechs Kinder im Jahr als Leserreporter ausgewählt. Viele von ihnen würden am Ende des Jahres gerne weitermachen, einige wechselten gar zur Jugendseite der Zeitung über. „Kinder sind eine Bereicherung für die Zeitung, weil sie die Welt aus einer anderen Perspektive betrachten und bewerten.“, zitierte die Referentin Uwe Ralf Heer, den Chefredakteur der Heilbronner Stimme.

Und doch gäbe es einige Dinge zu beachten bei der Zusammenarbeit mit Kindern. Auch sie betonte, dass der Zeitaufwand natürlich größer sei und einige der Themenvorschläge für die Kinder selbst sehr schwierig zu bearbeiten seien. Mit Themen wie Mobbing oder Drogen haben sie bereits Schwierigkeiten gehabt, wenn etwa die Interviewten im letzten Moment doch nicht sprechen wollten. Problematisch seien auch Eltern, die in die Arbeit ihrer Kinder redigierend eingreifen. „Das versuchen wir aber zu unterbinden“, sagte Drewnitzky. Beim Blick in die Zukunft bemerkte die Referentin, dass die Zielgruppe immer jünger und schlauer würde. „Ich bin oft überrascht, wie wortgewandt 9-jährige und manchmal sogar Kindergartenkinder sind.“

Die komplette Präsentation von Fiona Drewnitzky zum Download.

Videocommunity Juki

Ein Kindermedienangebot der besonderen Art stellte schließlich Kai Hanke, Referent für Medien und Leiter der Programmabteilung beim Deutsche Kinderhilfswerk vor. Er sprach über die Kindermedienseite juki.de. Hierbei handelt es sich um eine Videocommunity für Kinder. „Die großen sozialen Netzwerke wie Facebook und Co sind nicht kindgerecht, sie sind dafür auch nicht konzipiert. Wir wollten diese Lücke schließen.“, sagte Hanke. Es sei ein Spagat zwischen der Kinder- und Erwachsenmedienwelt. Juki.de sei eine Videocommunity für Kinder von 7 bis 13 Jahren, quasi ein Youtube für Kinder, das aber medienpädagogisch begleitet würde. Aus dem Publikum kamen Nachfragen zum Thema Jugendschutz und Urheberrechen.

Hanke betonte, dass Eltern der Anmeldung ihres Kindes zunächst zustimmen müssten und jedes hochgeladene Video stets vor der Veröffentlichung geprüft würde. Moderatorin Inge Seibel merkte an, dass die präsentierte Website sehr bunt und für Erwachsenenaugen unruhig gestaltet sei. Hanke erwiderte: „Kinder erkunden gerne wuselige Welten, die klicken gerne hin- und her.“ Die Qualität der eigestellten Videos sei sehr heterogen, hielt Hanke fest. Vom eher simplen Haustiervideo bis zum selbstgebastelten Trickfilm sei alles dabei.